Artikel von Dr. med. vet. Ina Luz, Fachtierärztin für Pferde aus München
Der Hyperadrenocortizismus des Pferdes wird als equines Cushing Syndrom bezeichnet.
Fast immer ist ein Hypophysenadenom der Pars Intermedia die Ursache für ein Cushing-Syndrom beim Pferd. Meist tritt die Erkrankung bei älteren Pferden auf, es kommen aber auch Erkrankungen bei Pferden unter 20 Jahren vor.
Bei jüngeren Pferden werden Fellveränderungen seltener gesehen. Da die, für die Erkrankung sonst typischen, Konditionen: „alt“ und „Hirsutismus“ fehlen, besteht die Gefahr das ECS bei diesen Tieren zu übersehen.
Symptome
Hirsutismus (verzögerter, unvollständiger oder langsamer Fellwechsel, häufig mit langen gelockten Haaren) ist für den Besitzer oft ein auffälliges Symptom.
Meist wird in diesem Zusammenhang auch erwähnt, dass die Pferde schon seit einiger Zeit vermehrt schwitzen und unter Apathie, Leistungsschwäche und/oder Gewichtsabnahme leiden. Dabei sind oft Fettablagerungen in Kruppe, Hals und vor allem supraorbital zu finden.
Fortgeschrittene Fälle können unter einer generalisierten Muskelatrophie leiden.
Ein Grossteil der Patienten zeigt Polydipsie/Polyurie.
Auch ein Auftreten von Hufreheschüben unbekannter Genese kann einen Hinweis auf ECS geben.
Sekundär kommt es oft zu einer erhöhten Infektanfälligkeit, zum Steroiddiabetes, Kreislaufproblemen, Krämpfen und Beeinträchtigungen des Visus.
Stuten entwickeln manchmal Fertilitätsstörungen.
Pathogenese/Pathophysiologe des ECS
In fast allen Fällen beruht das ECS auf Neoplasien der melanotropen Zellen der Pars Intermedia der Hypophyse.
Die Folge ist eine vermehrte Bildung von biologisch aktivem ACTH bei gleichzeitigem Fehlen der negativen Rückkopplung, da die melanotropen Zellen der Pars Intermedia keine Glucocorticoid-Rezeptoren besitzen sondern dopaminerg gesteuert werden.
Ferner wird über niedrige Dopamin-Konzentrationen in der Pars Intermedia bei Pferden mit ECS berichtet.
Dies führt zu einer Erhöhung des Serum ACTH-Spiegels um das bis zu 600-fache.
Anders als zu erwarten, muss der Cortisolserumspiegel bei der labormedizinische Untersuchung nicht erhöht sein. Das Problem ist vielmehr im Verlust der diurnalen Rhythmik der Cortisolsekretion mit der Folge eines „relativen Zuviels an Cortisol“ zu sehen.