Fall von Dr. med. vet. Ina Luz, FTA für Pferde
„Billy“, Endmaß-Pony-Wallach, 21 Jahre alt, 02.09.2016; Vorstellung wegen akutem Reheschub und beidseitiger Augenentzündung
Billy wird vorgestellt, weil vor vier bis fünf Wochen das Auge auf der rechten Seite zunächst vermehrt getränt und sich dann eine leichte Bindehautentzündung hatte. Diese besserte sich rasch durch den Einsatz von Augensalben. Dann trat aber auf der linken Seite eine Entzündung auf, die sich schnell verschlimmerte und es entwickelte sich eine Hornhautentzündung mit Gefäß-Einsprossung. Wenige Tage nach Beginn der Augenentzündung links bekam Billy zusätzlich einen Reheschub.
Zunächst wurden die Augen die Augen lokal mit Antibiotika-Salbe und Nystatin behandelt.
Vor 4-5 Jahren hatte der Wallach schon einmal ein gleichzeitiges Auftreten von Augenentzündung und Reheschub. Damals wurde zuletzt ein Teil der Hornhaut abgetragen, anschließend erfolgte auf beiden Seiten eine Heilung. Auch dieses Mal wurde dieser Eingriff vorgenommen, jedoch erfolglos.
Die Rehe wurde mit NSAID und Hufverbänden behandelt. Irgendwie trete aber sowohl bei den Augen, als auch bei der Rehe keine wirkliche Besserung ein.
Seit langem hat Billy immer wieder kleine, kurze Kolikanfälle, die sich nach ein paar Schritten Bewegung wieder gelöst hatten.
Diese Anfälle haben hat sich im letzten Jahr etwas gesteigert. – Dann buckelt er plötzlich im Stehen, will ein paar Schritte „vor dem Schmerz davon laufen“. Dann schlägt er mit dem Kopf in Richtung rechte Niere, und man darf ihn dann in der rechten Nierenregion nicht berühren.
Auslöser für einen Kolikanfall sind nicht bekannt, insgesamt tendiere Billy dazu „moppelig“ zu werden. Zur Zeit sei der Kot etwas trockener als normal.
Untersuchung:
Puls: 31, Atmung: 12, Lnn mand. weich, verschieblich
Das Allgemeiben finden ist reduziert. Wirkt matt
Beide Augen stark zugekniffen, linke Seite mittelgradige Schwellung des Oberlides, Sekretrinne beidseits, rechts Cornea weitgehend klar, links gesamter Cornea-Bereich rauchig getrübt. Gesteigerte Lichtempfindlichkeit
Hufe vorne beisdseits etwas wärmer als hinten, beidseits Pulsation, rechts etwas deutlicher, nach kurzer Bewegung mittelgradig, sonst geringgradig.
Mittelgradige Stützbeinlahmheit vorne beisdseits
Ausklutation Abdomen: leicht rduziertes Enspritzgeräusch Blinddarm, sonst o.b.B.
Freundlicher, zugewandter dunkelbrauner Wallach (erscheint innerlich eher distanziert), geringradige Fettpölsterchen im Halskamm-Bereich.
Vorgeschichte:
Billy lebt nun seit 13 Jahren bei seinen Besitzern. Davor war er 1 ½ Jahre auf der Koppel. Der Wallach hatte schon immer Schwierigkeiten beim Beinaufheben hinten, er sei sogar schon einmal dabei umgefallen. Wenn man ein Bein anhebt, muss er es noch einmal kurz absetzen, anschließend kann man es dann nehmen. Er würde niemals ausschlagen sei sehr freundlich.
Anfangs war er kopfscheu, mag auch heute noch nicht gerne am Kopf angefasst werden, auch das Auftrensen war anfangs schwierig, heute geht es problemlos, wenn man es ruhig und vorsichtig macht. Genauso verhält es sich mit dem Satteln.
Beim Reiten war er immer „super“, hat Alles mitgemacht. Nur beim Springen auf dem Turnier hatte Billy etwas Angst. Auch vor Wasser hat er Angst oder manchmal, wenn Holzstämme irgendwo herumliegen. Ansonsten ist er gar kein ängstliches Pferd. Die Besitzerin hat das Gefühl, dass der Vorbesitzer eher grob mit dem Wallach umgegangen sei, habe ihn wohl auch mit Gewalt gezwungen durchs Wasser zu gehen.
Dabei sei Billy sehr empfindsam und könne die kleinste Ungerechtigkeit nicht ertragen.
Er wolle immer Alles richtig machen und gebe immer sein Bestes, sei dabei sehr feinfühlig und fürsorglich mit dem Reiter. Er würde sich auf dem Turnier gerne präsentieren und sei gerne in der Platzierung.
Beim „Lernen“ brauchte er ein bisschen Zeit, aber wenn etwas saß, dann saß es. Der Wallach hat auch immer versucht schwierige Übungen gut zu machen und sich dann manchmal über sich selbst geärgert, wenn es nicht geklappt hat.
Wenn die Besitzerin kommt wiehert Billy, aber ansonsten zeigt er nicht, dass er Einen mag, er ist überhaupt nicht verschmust, aber ganz fein und vorsichtig im Umgang.
Wenn ihn jemand schlecht behandelt, frisst er es in sich hinein, vergisst es aber nicht, ist dann nachtragend.
Wenn er trinkt, muss das Wasser im Eimer ganz still sein, sonst trinkt er nichts (aber er trinkt trotzdem viel lieber aus dem Eimer als aus der Selbsttränke).
Auf der Koppel ist Billy ranghoch, aber souverän und er macht viel Fellpflege mit seinen besten Freund, an dem er sehr hängt.
Er kann aber auch recht gut alleine sein.
Blutuntersuchungen waren immer unauffällig.
Als Billy in den Besitz kam hatte er Juckreiz, die Besitzerin dachte, dass er evtl Ekzemer sei, das hat sich dann aber gelegt.
Er fühlt sich in der kalten Jahreszeit wohler.
Die Zähne sind gut.
Er sieht jünger aus, als er ist.
Fütterung: Im Moment Heu, etwas Stroh und Basica Tabletten.
– VETS / MEMBERS ONLY – Sie verfügen leider nicht über die benötigten Rechte, um weiteren Inhalt zu sehen. Bitte rechts einloggen oder REGISTRIEREN!
30.01.2017
Es geht im Moment sehr gut. Ab und zu noch etwas vermehrter Tränenfluss an den Augen. Besitzerin fängt an sich aus Nat.-m. auszuschleichen.
Fall von Dr. med. vet. Ina Luz, Fachtierarzt für Pferde, Praxis in München
Bildnachweis: Fotolia