Fall von Dr. med. vet. Ina Luz, FTA für Pferde
Larry, Bayerischer Warmblut-Wallach, 15 J. 11.04.2017 – „Total verliebt“
Die Besitzerin von Larry kontaktiert mich, weil Larry „völlig daneben“ ist, seit eine neue Stute in den Stall gekommen ist. Der, immer schon etwas temperamentvolle, Wallach lässt sich nun kaum noch führen, Ausreiten geht gar nicht mehr. Ist die Stute in der Nähe, geht er keinen Schritt mehr vorwärts und verweigert sich komplett. Da die Stute dauerrossig zu sein scheint, ist auch im Moment kein Ende der Misere absehbar.
Wir vereinbaren, dass Larry bis zu meinem Hausbesuch … bekommen soll.
Ein paar Tage sehe ich dann den Wallach vor Ort:
Larry hatte schon immer viel Beschützer-Instinkt und passt auch schon immer sehr auf seinen besten Freund, ein Pony-Wallach, auf.
Beim Anreiten als junges Pferd hat er auch schon mal gebuckelt und sich gewehrt, wenn es ihm zu streng oder zu langweilig war. Ansonsten ist er hochsensibel, hat vieles schon gemacht, wenn man nur daran gedacht hat. War man angespannt, hat sich das allerdings auch sofort auf ihn übertragen. Als junges Pferd war der Wallach sehr „explosiv“ war schnell „von 0 auf 100“, aber genauso schnell war er wieder „unten“.
Er erschrickt schnell und geht dann rückwärts, ist aber andererseits sehr neugierig und kommunikativ und an Menschen und Tieren (vor allem Hunden und Katzen) interessiert.
Gefüttert bekommt er nur Heu, Weidegang und ein Mineralfutter.
Ab und zu bekommt er einen Salzleckstein, aber nicht immer, weil er viel zu viel an ihm herumschleckt und ihn innerhalb kürzester Zeit aufbraucht. Sein Futter speichelt er stark ein und schmatzt beim fressen.
Larry liebt Wasser und spielt auch beim Trinken viel damit herum
Die körperliche Entwicklung war eher langsam, seine Ausdauer ist bemerkenswert.
Er springt leidenschaftlich gerne und bevorzugt in der Dressur die schnelleren Gänge.
Im Sommer zeigt der Wallach ein leichtes Headshaking, wenn Fliegen und Pollen unterwegs sind, – aber mit einem Fliegen-Netz verschwindet dies. Seit er 4 Jahre alt ist hat Larry eine Hufknorpelverknöcherung und seit einiger Zeit Überbeine an beiden Röhrbeinen vorne
Er ist sehr verschmust und macht viel „Quatsch“ mit Einem (zieht einen her, oder die Mütze vom Kopf… ein bisschen ein Zirkuspferd).
Larry hat sehr feines Fell, auch in der kalten Jahreszeit wird es nicht so dicht, manchmal friert er im Winter.
Für Stuten hat er sich früher eher freundschaftlich interessiert. Er kommt eigentlich mit allen Pferden gut aus und macht viel Fellpflege mit ihnen, aber jetzt ist er einfach nicht mehr er selbst. Steht ständig unter Strom, wiehert unablässig, wenn er die Stute nicht sehen kann, rennt seine Besitzerin vor Aufregung manchmal um und ist kaum mehr zu reiten.
Das mit mir vereinbarte Mittel, das er bis jetzt bekommen hat, hat eine leichte Verbesserung des Verhaltens gebracht, aber der große Durchbruch ist bis jetzt nicht eingetreten
Untersuchung:
Freundlicher brauner Wallach mit sehr wachem Blick, hoher Spannung und geschmeidigen Gängen.
Das Allgemeinbefinden ist ungestört; Puls: 32, Atmung: 12, Wärmeverteilung gleichmäßig, feste Hufe
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Bereits wenige Tage nach Beginn der Gaben kehrt mehr und mehr Ruhe ein. Larry wird zusehends ruhiger und stabiler und die Besitzerin kann ihn wieder in allen Situationen handeln und reiten. Als ich nach ein paar Wochen mit der Besitzerin spreche, ist sie ganz zufrieden: Larry sei wieder ganz der Alte, es gehe ihm sehr gut.
Bildnachweis: Pixelquelle